Hobble-Frank

 


Eduard Franke - ein Vorbild für Hobble-Frank?


Von Gesine Schulz


Karl Eduard Franke (* 22. Juli 1870 in Dresden), starb am 27. Februar 1958 in Essen und wurde auf dem Friedhof Am Hallo beerdigt.

Ein mehrspaltiger Nachruf in der WAZ vom 4. März 1958 trug die Überschrift


Karl May setzte ihm ein Denkmal

Eduard Franke, der „Hobble Frank“, gestorben


Der Artikel berichtet über das abenteuerliche Leben des früheren Artisten, der 1930 nach Essen kam. Damaligen Zeitungsberichten nach zu schließen, ist er zumindest in den 50er Jahren im Ruhrgebiet als Vorbild Hobble-Franks eine bekannte Persönlichkeit gewesen.


Zu seinem 85. Geburtstag trugen Artisten des in Essen gastierenden Zirkus Busch den früheren Kollegen auf ihren Schultern durch die Manege. Er galt als Mitbegründer des Zirkus Sarrasani in Dresden. Das kleine Haus, Altenessener Straße 7, in dem er in Essen über zwanzig Jahre wohnte, war angefüllt mit Erinnerungsstücken, Reiseandenken, Fotos und Zeitungsberichten. Gerne erzählte von seinen Reisen und Begegnungen und von seinem Lieblingstier, dem Affen Toni.


Dass Eduard Franke Karl May in Dresden begegnet ist, ihn kannte, scheint möglich. Ob Franke tatsächlich mit dem Schriftsteller befreundet war und May ihn als Vorbild für Hobble-Frank nahm - wer weiß? In der Forschungsliteratur über Karl May taucht Eduard Franke bisher nicht auf.


Was wurde aus seinem Nachlass? Leben vielleicht noch Nachkommen, die Auskunft geben könnten?

Eduard Franke und seine Frau Alwine hatten zwei Kinder. Mit seinem eigenen, vor dem ersten Weltkrieg gegründeten Zirkus tourte die ganze Familie acht Jahre durch Russland. Franke trat als Clown, Seiltänzer,

Dresseur und Kaskadeur auf. Auch von dressierten Schweinen, Miniaturhunden, Pferden, Elefanten und Tigern ist die Rede und von einem Auftritt vor der Zarenfamilie in Jalta, für den der Zirkusmann von Zar Nikolaus II. eine goldene Uhr erhielt.


Während der russischen Revolution verlor Eduard Franke seinen Zirkus. Alwine Franke wurde von Bolschewiken verschleppt. Nur knapp konnte Eduard Franke mit seinen Kindern nach Deutschland entkommen, wo er -möglicherweise als Stuntman? - in Stummfilmen mitwirkte.


Ein Leben wie aus einem Karl May-Roman.


Die kurze Zeitungsmeldung, die Herr Hummerbrumm (eine frei erfundene Figur ohne Vorbild ...) im Krimi in einem Flohmarkt-Buch fand, existiert tatsächlich. Sie erschien ebenfalls in der WAZ vom 4. März 1958 und lautet:


„Hobble Frank“, der 87 Jahre alte Artist und Zirkusmanager Eduard Franke, ist in Essen gestorben, wo er seit 1930 wohnte. Er war eng mitKarl May befreundet, der seinem berühmten Trapper „Hobble Frank“ die Züge des Freundes gab. Franke war Mitbegründer des Zirkus Sarrasani.


Eduard Frankes Grab auf dem Friedhof Am Hallo in Essen-Schonnebeck wurde inzwischen eingeebnet. Ein Besuch des Friedhofs lohnt sich trotzdem.


(aus: Grab mit Aussicht. Von Gesine Schulz. Leporello Verlag, 2011. 248 S. (Leporello Krimi) ISBN 978-3-936783-42-1 )



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